What is behind that curtain?

13.05.2017

Heute vor 12 Jahren starb Bertl. Bertl war einer von zwei Schafböcken, die wir damals vorm Schlachten retten wollten wie man so schön sagt. Gerettet hatten wir ihn zwar vorm geschlachtet werden aber nicht vorm Tod. 10 Tage nach einer, im Nachhinein betrachtet, nicht korrekt durch geführten Kastration starb Bertl letztlich an einem Ort der eigentlich ein Paradies hätte sein sollen und der noch nicht seine Heimat geworden war. Wieviel von seinem Tod meine Schuld war im Sinne von Fehlentscheidungen die ich getroffen habe, kann ich nicht sagen. Fakt ist, dass ich es mit mir trage wie einen Rucksack den man so leicht nicht ablegen kann. Und der 13.5. erinnert mich jedes Jahr an die bangen Stunden von damals...

...er ist über die Regenbrücke gegangen... er wird immer in deinem Herzen sein...einmal sehen wie uns alle wieder...jetzt hat er keine Schmerzen mehr...er spielt jetzt mit den anderen auf einer wunderschönen Wiese...

Für einen Fast- Atheisten schwerer Tobak. Ich frage mich, wie kommen wir zu diesen Bildern? Und wie zu unseren Einstellungen zu Tod und Leben. Dieser Eintrag wird mehr Fragen haben als Antworten fürchte ich.

Ich glaube nicht an Regenbogenbücken. Ich glaube aber etwas zu spüren was ein DANACH in irgendeiner Form bedeuten könnte. Manchmal spüre ich es auch nicht, dann zweifle ich ganz erheblich.

Regenbogenbrücken trösten mich nicht.

Er wird immer in deinem Herzen sein.

Und wenn mein Herz aufhört zu schlagen, ist er dann weg??? Hör ich mein inneres Kind fragen. Und was bedeutet das? Immer im Herzen? Wie fühlt sich das an?

Ich schäme mich fast es zu sagen, aber ich weiss es tatsächlich nicht. Ich spüre niemanden  und nichts in meinem Herzen. Aber die Ratte Schwänchen als Licht in meinen Zellen- vielleicht ist das gemeint?

Er wird immer in deinem Herzen sein. Tröstet mich nicht.

Einmal sehen wir uns alle wieder.

Sicher? Und wenn dann in welcher Form? Es kann gar nicht so ein wie es einmal war oder? Das was uns Religionen zu vermitteln suchen...dass etwas Grösseres für uns Sorgen wird mit dem wir eins sein werden...das hatten wir doch schon mal, ganz zu Beginn bevor der Anfang begann, im Mutterleib. Da waren wir eins mit etwas Grösserem das ein Teil von uns selbst war, uns versorgte. Ist das was wir als Gott bezeichnen schlichtweg die Suche oder Sehnsucht nach diesem Einssein? Jemand der dich bedingungslos liebt, der dich mit seinem Leben beschützt- Mutter und Vater= Gott? Ich denke, wir brauchen Gott um unsere Furcht zu ertragen. Unsere Furcht vor dem was wir nicht kennen. Womit ich schon bei der nächsten unbeantworteten Frage wäre: wenn nichts einen Anfang hat und kein Ende, warum fürchten wir uns dann überhaupt?

Einmal sehen wir uns alle wieder. Tröstet mich nicht.

Jetzt hat er keine Schmerzen mehr. Soweit so gut. Allerdings hätte Morphium das vielleicht auch geschafft. Zumindest das tröstet mich ein bisschen.

Er spielt jetzt mit den anderen auf einer wunderschönen Wiese.

The landscapes of our mind...sind das dann echte Wiesen? Wiesen die man riechen und spüren kann? Oder eher so Cyberweb Wiesen? Erinnerungsfetzen? Mein Problem mit dem Paradies ist, dass ich denke, die Erde ist es. Dieser runde blaue Planet wär das Paradies in diesem Weltall von ungastlichen Gesteinsbrocken. Dass es DRÜBEN noch etwas Besseres Schöneres gibt- soll uns das den Verlust dieser Erde oder auch jenen unseres Lebens erleichtern? Bloß was wenn wir aufwachen (oder eben auch nicht) und dann ist da kein Paradies sondern lediglich eine Zwischenwelt? Irritiert. Das Paradies suchend.

Er spielt jetzt mit den anderen auf einer wunderschönen Wiese. Tröstet mich nicht.

Vielleicht bin ich zu erdverhaftet. Ich seh schon einige Köpfe die geschüttelt werden ob meiner Zweifel.

Ich hab auch Sorge wegen dem Tunnel und dem Licht am Ende, das so strahlend hell sein soll. Ich kann mir grelles Licht einfach nicht schön vorstellen.

Ich habe mal geträumt um die Erde wäre ein Ring. Und jemand sagte: jenseits und diesseits von dieser Linie gibt es Leben. Auf der Linie ist ist man tot. Und der Tod war so etwas wie der "Stillpoint" während einer Cranio Sitzung, das Luft anhalten nach dem letzten und vor dem ersten Atemzug, der Augenblick zwischen alt und neu. Es war still im Tod, aber nicht lautlos.

Als ich auf Island war habe ich die Erde zum ersten Mal kennen gelernt. So lange ich auch schon auf diesem Planeten wandle und den ich viel bereist habe, dennoch hab ich sie einfach nicht gekannt. Der Begriff Mutter Erde- die ausgebeutete, wehrlose Mutter die in Selbstaufgabe ihre Kinder versorgt- den fand ich immer zutiefst verstörend und beunruhigend- in Island wird man eines besseren belehrt. Wenn sie ihre Vulkane anwirft und ein paar Felsbrocken nach ihren Bewohnern schleudert fühlt sie sich ganz anders an. Stark und unabhängig. Eine Mutter muss genügen, nicht mehr und nicht weniger. Mutter Erde genügt mir. Ich habe in Island zum ersten Mal mit all meinen Fragen etwas Trost erfahren. In der Liebe zu dieser Erde. Zu der ich gehöre wie zu keinem anderen Stern.

Tiefer, tiefer, irgendwo in der Tiefe gibt es ein Licht, singt Kate Bush in "Hello Earth".

Das tröstet mich.

...damals als Bertl starb gab es eine Bäuerin die uns unsere Lucy gab, als Zweitschaf für den zurück gebliebenen Mechi. Wir kannten uns bis zu dem Tag gar nicht. Aber in ihren Augen schwang so viel Mitgefühl für unseren Schmerz, dass ich wusste, sie weiss genau wie es uns geht. Kein Wort wurde darüber verloren. Und dennoch, war es das einzige, das mich damals erreichte. Und mir half.

Jemand der versteht, trägt es mit. Das tröstet mich.



Andrea Wiesner, PowerPets, 2405 Bad Deutsch Altenburg, Kaiser Konstantingasse 11
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